Kopf gegen Psyche – ein meist aussichtsloses Ringen
Es ist die hohe Zeit der neuen Vorsätze. Toll, dass Sie sich auch etwas vorgenommen haben. Was ist es denn, was Sie verändern wollen? Mehr Sport, gesünder essen, abnehmen, endlich pünktlich sein, nicht mehr rauchen, weniger Alkohol oder …
Neue Vorsätze sind ein gutes Zeichen. Da schaut jemand
kritisch auf seine Gegenwart bzw. die Vergangenheit und hat klare Vorstellungen
darüber, wie das in der Zukunft besser laufen soll. In dem Moment, in dem man
sich neue Ziele setzt ist man nicht depressiv und negativ gestimmt, sondern ist
offen für eine gute, eine bessere Zukunft und man ist auch gewiss, dass man es
schaffen wird – da ist also auch Zuversicht.
Leider wird der größte Teil der neuen Vorsätze niemals zu
einer festen Gewohnheit. Manches reicht nur wenige Stunden, anderes Tage und
nur weniges kommt über die ersten Wochen hinaus. Um eine neue Gewohnheit zu
entwickeln braucht man aber mehr Zeit und noch mehr Wiederholungen. Ich sage
das jetzt nicht, um Ihnen die Laune zu verderben, sondern, um Ihnen dabei zu
helfen, Ihre Ziele auch tatsächlich zu erreichen.
Warum ist es so
schwer, in das eigene Leben einzugreifen und grundlegendes zu verändern?
Übrigens, das hat nichts mit Versagen zu tun oder Schwäche, es sagt
auch nichts darüber aus, ob man ein Versager ist, unfähig, nicht verlässlich o.
ä. Das hat einfach nur etwas damit zu tun, dass man ein ganz normaler Mensch
ist.
Eigentlich sind wir gar nicht für unsere moderne Welt
konzipiert. Wir sind Wesen, die für eine Umgebung ausgestattet sind, in der
durchaus die Gefahr besteht, zum Frühstück für andere, stärkere, schnellere
oder einfach nur giftige Wesen zu werden. Man muss also immer hellwach sein und
die eigene Sicherheit im Auge behalten. Um das effektiv tun zu können, hilft
es, die eigene Person – den größten Teil des Tages – aus tieferen Schichten der
eigenen Psyche heraus zu steuern. Diese tieferen Schichten verbrauchen weniger
Energie und verrichten ihre Arbeit zwar still, aber auch sehr schnell.
Was sich dort unten, in der Tiefe der eigenen Psyche
befindet, war nicht schon immer dort. Es wurde irgendwann hineingelegt. In
diesen tiefen Schichten sind unsere Erfahrungen gesammelt. Alles was sich mal
bewährt hatte, wurde dort verzeichnet und wird immer wieder als Orientierung
für das Handeln in der Gegenwart verwendet. Viele Grundlagen unseres Handelns
werden bereits in den ersten Lebensmonaten und Jahren eingespeichert und später
nur noch geringfügig variiert. Das heißt: oft sind Kindheitserfahrungen die
Grundlage des Verhaltens von Erwachsenen.
Greift unsere Psyche auf so eine alte Erfahrung zurück,
beeinflusst das den gesamten, aktuellen Seinszustand, also die Art unseres
Handelns, die Art und Weise, wie wir gerade denken, wie wir fühlen, wie wir die
Welt erleben und auch die Art und Weise wie wir diese Welt überhaupt
wahrnehmen. Das passiert vollautomatisch, wir merken nichts davon, den größten
Teil des Tages sind wir in solchen Zuständen.
Neues
Wenn wir jetzt neue Verhaltensweisen in unser Leben bringen
wollen, dann ist das für unsere Psyche eher unökonomisch und störend. Diese
neuen Handlungen brauchen mehr Energie als die Gewohnheiten. Unsere, an
Ökonomie interessierte Psyche, ist da gar nicht erfreut.
Die Freiheit des
Bewusstseins
Unsere Psyche kann sich allerdings nicht gegen die Dominanz
des Bewusstseins wehren. Die Psyche ist so aufgebaut, dass das Bewusstsein – im
Normalfall – die höchste Priorität hat. Wenn das eigene Leben gerade
einigermaßen ruhig läuft, kann man mit seinem Bewusstsein ziemlich frei
entscheiden was man tun will und was nicht. Allerdings darf innerlich kein
Stress aufkommen – und damit meine ich nicht unbedingt den großen Stress, den
wir aus übervollen Arbeitstagen oder den großen Beziehungskrisen kennen, hier
reicht auch der ganz feine und subtile Stress, der zum Beispiel sofort da ist,
wenn der Beziehungspartner einen wegen irgendeiner Bagatelle anzählt. Dieser
„feine Stress“ ist auch schon da, wenn wir innerlich, also nur in
Gedanken, Bezug nehmen auf belastende Themen. Wenn wir also an die Sorgen am
Arbeitsplatz, die Probleme mit Partner, mit dem Kind, der Familie und so weiter
denken. Deswegen macht es durchaus Sinn, genau auf das zu achten, was da gerade
in unserem Kopf herumspukt. Es kann uns spielend in einen Zustand versetzen, in
dem wir nur sehr eingeschränkt über unser Bewusstsein verfügen.
Stichwort: Meditation – Wer lernen will, das zu steuern was in seinem
Kopf herumgeht, sollte sich mal mit Meditation befassen. Das ist nicht der
einzige Weg dahin, aber ein so bekannter, dass man überall Hinweise bekommt,
wie man das macht.
Was einen Menschen in diesen subtilen Stresszustand
versetzt, ist sehr individuell. Jeder hat da seine Schwachstellen, seine
spezifischen Trigger, seine speziellen Worte oder Themen, die nur angedacht
werden müssen, um diesen subtilen Stresszustand sofort entstehen zu lassen.
Die Dominanz der
unbewussten Psyche
Wie schon gesagt, wenn der Stress erst einmal da, ist es
auch vorbei mit der Freiheit des Bewusstseins. Denn unter Stress greift unsere
Psyche rigoros auf alte Verhaltensmuster zurück. Fatalerweise nicht mehr auf
die angenehmen und guten Erfahrungen aus den alten Zeiten, sondern genau auf
die, in denen es im Damals eben auch nicht angenehm, sondern stressbelastet
war.
Was hat das alles mit
neuen Gewohnheiten zu tun?
Weil die neuen Gewohnheiten für die eigene Psyche sowieso
nur lästig sind und diese daher nicht konstruktiv unterstützt, braucht man für
ziemlich lange Zeit ein deutliches Machtwort des eigenen Bewusstseins. Hier
kann man auch von Motivation oder Begeisterung sprechen. Man muss für seine
neuen Ziele brennen, innerlich (bewusst) dahinterstehen und sich immer wieder
neu motivieren und in die Spur bringen. Das sind alles Akte des Bewusstseins.
Hier passiert nichts von allein, macht man den Fehler, sich auf die eigene
Routine zu verlassen, ist man schnell zurück auf den alten Wegen. Das merkt man
dann noch nicht einmal sofort, sondern erst, wenn es vielleicht schon wieder zu
spät ist.
Wir brauchen das
hellwache Bewusstsein
Wir brauchen dazu unser hellwaches Bewusstsein. Um dies uneingeschränkt
zur Verfügung zu haben, muss es uns innerlich einigermaßen gut gehen. Wir
müssen uns in Sicherheit fühlen und frei von – auch von diesem feinen und
subtilen – Stress sein.
Dauerhaft stressfrei kann kein Mensch sein, insbesondere,
wenn man diesen feinen Stress betrachtet. Unentwegt schwingen wir hinein und hoffentlich
bald wieder hinaus. Entscheidend ist, dass dieses hinaus schwingen immer wieder
geschieht.
Klar ist, in dem Moment, in dem Sie sich Ihre guten Vorsätze
für das Neue Jahr vorgenommen haben, waren Sie nicht in einem Stressmodus.
Vielleicht war da ein bisschen Druck oder Unruhe vielleicht auch Sorgen, es
nicht zu schaffen aber es muss hinreichend „innerer Boden“ da gewesen sein, um
überhaupt so in die Zukunft planen zu können. Diesen inneren Boden müssen Sie
auf dem gesamten Wege, den Sie jetzt in Bezug auf die neuen Verhaltensweisen
vor sich haben immer wieder erreichen können. Wie macht man das? Wie kommt man
innerlich immer wieder mal für kurz oder länger in so eine psychische
Stabilität hinein. Diese Momente haben eine ganz spezifische Qualität. In diesen
Momenten fühlt man sich bzw. fühlt sich die eigene unbewusste Psyche in
Sicherheit.
In Sicherheit oder in
Gefahr
Ich möchte im Folgenden nicht mehr von Stress reden, sondern
von innerer Sicherheit und als Gegensatz dazu: von Gefahr. Denn das sind die
Kategorien in denen unsere unbewusste Psyche (unser autonomes Nervensystem)
arbeitet. Für unser autonomes Nervensystem (ANS) befinden wir uns in Sicherheit
oder in Gefahr oder in unmittelbarer Lebensgefahr. Ich beschränke mich hier
aber mal auf die zwei Zustände Sicherheit und Gefahr.
Nur wenn wir in Sicherheit sind, gibt die unbewusste Psyche
den Zugriff auf das eigene Bewusstsein frei. Nur dann sind wir mit unserer
Aufmerksamkeit ganz im Hier und Jetzt und können angemessen mit den Problemen
der Gegenwart umgehen. Und das bedeutet gleichzeitig auch, dass wir frei
entscheiden können, wie wir leben wollen und welche Gewohnheiten wir in unserem
Leben haben und welche wir nicht haben wollen. Was wir also brauchen, ist
dieses innerliche Gefühl von Sicherheit. Wie bekommt man das?
Menschen brauchen
Menschen
Hier komme ich wieder zurück auf unsere Natur und wie wir
eigentlich konzipiert sind. Wir sind Säugetiere, lernen von klein auf,
vollkommen von anderen abhängig zu sein und ohne die anderen keine Chance zum
Überleben zu haben. Dies verinnerlichen wir, das ist die Grundlage unseres
Seins. Wir sind darauf programmiert uns nur sicher zu fühlen, wenn wir einen
sicheren Platz im Miteinander haben.
Klar, habe ich doch, denken sicher viele – aber bedenken Sie
bitte, wie sich das für ihr autonomes Nervensystem anfühlt, wenn Sie sich
gerade wieder mit der Liebsten gestritten haben oder darüber nachdenken, ob Sie
diese Beziehung nicht doch lieber beenden sollten. Diese gefühlte oder nur gedachte
Distanz zu dem am meisten nahestehenden Menschen kann ganz schnell als
gefährlich übersetzt werden. Wieso? Wenn jetzt – in diesem Moment – ein Tiger angreifen
würde, auf wen könnten Sie als Unterstützung rechnen? Wer würde ihnen helfen,
den Tiger abzuwehren oder ihm zu entkommen. Da ist das autonome Nervensystem
ganz einfach gestrickt. Menschen über die ich in negativer Weise nachdenke,
werden nicht als sicherer Bezug gewertet. Denke ich über Trennung nach oder
leide noch unter einem Streit, bin ich für mein Nervenkostüm faktisch allein,
also in Gefahr. Also zurückgeworfen auf meine alten Erfahrungen, in meinen
bewussten Möglichkeiten eingeschränkt und damit kaum noch in der Lage, mein
Programm zur Umgestaltung meines Lebens (gute Vorsätze) gegen den Widerstand
meiner unbewussten Psyche durchzusetzen.
Der kurze Weg in
einen sicheren Status
Wie kommt man schnell wieder da heraus – aus diesem
Gefahrenmodus? Wenn man sich mit Gedanken hinein bewegen kann, kann man auch
mit Gedanken wieder hinaus. Denken Sie an Menschen, auf die Sie sich verlassen
können. Holen Sie sich die Gesichter dieser Menschen vor Augen. Schauen Sie
innerlich hin, wie diese Menschen Sie anschauen, mit Ihnen reden, Ihnen zuhören.
Spüren Sie hin zu dem Erleben, wichtig und richtig und gemocht zu sein. Auch
wenn die Beziehung aktuell in einer Stressphase ist, dürfen es auch
Erinnerungen an die Partnerin, den Partner sein, die Sie in Ihrem Kopf
hochholen. Machen Sie das für einen kleinen Moment konzentriert und fühlen sich
auch ein bisschen in diese guten Erinnerungen ein, dann werden Sie schnell
merken, wie sich Ihr Gesamtzustand verändert. Auch wenn es uns oft entgeht,
aber die meisten merken sofort, wenn Sie in einem sicheren Modus sind.
Entspannter, innerlich ruhig, vielleicht mit einem Lächeln auf den Lippen …
Das hält nicht ewig an und kann ganz schnell wieder umkippen
und prompt sind Sie wieder innerlich im Gefahrenmodus. Das ist kaum zu
verhindern. Es ist aber auch nicht notwendig, dauerhaft in einem sicheren Modus
zu sein. Es wäre zwar wünschenswert und sicher auch sehr wohltuend, aber wer gerade
anfängt, sich in dieser Weise mit sich selbst zu beschäftigen, wird einiges an
Übung dazu brauchen.
Was ist zu tun?
Kommen Sie so oft wie möglich in einen sicheren Modus. Wie
das geht, haben Sie eben erfahren.
Vertiefungsmöglichkeiten
Wenn Sie dieses Thema interessiert, hätte ich noch was für
Sie.
Ich habe einige Bücher geschrieben, die sich vorrangig mit
der Aufgabe befassen, die eigene Psyche in einen sicheren Modus zu versetzen,
sie davor zu bewahren, zu oft in den Gefahrenmodus zu rutschen bzw. auf kurzem
Wege wieder in einen sicheren Modus zu kommen.
Buch 1 zu diesem
Thema
Neue Lösungen für vertraute Probleme, Entdecken Sie Ihren Schlüssel zur Psyche.
Schlechte Gewohnheiten – endlich loswerden, neue Gewohnheiten errichten!
In meinem Buch „Neue Lösungen für vertraute Probleme“, gehe
ich detailliert auf diese Thematik ein. Hier finden Sie auch eine Anleitung
dazu, wie sie neue Gewohnheiten errichten, vor allem aber ein Werkzeug, welches
Sie in die Lage versetzt, der eigenen Psyche ein Gefühl von grundlegender
Sicherheit zu geben. Es ist der von mir sogenannte „Schlüssel zur Psyche“, den
ich den Lesern in die Hand gebe. Ein Schlüssel zur Psyche ist eine individuelle
Geschichte. Daher macht es wenig Sinn, allgemein darüber zu reden. Es lässt
sich nur so viel sagen, dass der Schlüssel zur Psyche genau das bereitstellt,
was in der Geschichte der jeweiligen Person am dringendsten fehlte. Weil das
den meisten Menschen nicht bewusst ist, wird im Buch hinreichend erläutert, wie
man das was da im eigenen Leben so wichtiges fehlte für sich selbst
herausfinden kann. Mit diesem Wissen fällt es dann nicht mehr schwer, den eigenen
Schlüssel zur Psyche zu finden. Ihn anzuwenden ist sowieso einfach.
So ein Hilfsmittel als „Schlüssel zur Psyche“ zu bezeichnen
mag für manchen ein bisschen überzogen klingen. Ich habe auch lange gezögert,
den zu verwenden. Überzeugt hat mich immer wieder der Eindruck der entsteht,
wenn die Person vor mir ihren eigenen Schlüssel zur Psyche gerade anwendet. Von
einem Moment auf den anderen entspannt sich mein Gegenüber, lächelt, strahlt
auf angenehme Weise und ist innerlich in einer faszinierenden Art von Frieden
und Klarheit. Die Probleme, die vorher noch so unüberwindlich im Raum standen,
sind entweder gar keine mehr oder können ganz entspannt angegangen werden.
Die Wirkung eines Schlüssels zur Psyche ist übrigens nicht
nur irgendein esoterisches Gequatsche, sondern auch messbar. Mit dem von mir
verwendeten Gerät zur Messung der Herzratenvariabilität (HRV) lässt sich
deutlich zeigen, dass der Schlüssel zur Psyche seine Wirkung auch tief in der
Person entfaltet.
Buch 2 zu diesem
Thema
MIR
GEHT ES WIEDER GUT!, Schluss mit schlechten Gefühlen
Steigen Sie aus unangenehmen Gefühlen einfach aus! Mit einer
einfachen Technik aus der Psychotherapie können Sie belastende Gefühle hinter
sich lassen, beinahe so, als hätten Sie einen Schalter am Kopf. Gleich ob es
Ärger, Anspannung, Verletztheit, Wut, Unruhe, Verzweiflung oder anderes ist,
lassen Sie solche Emotionen schon nach wenigen Minuten hinter sich. Danach können
Sie mit klarem Kopf und gutem Gefühl eine Problemlösung finden oder sich
anderem zuwenden.
Hier wird also genau das geboten, was oben als notwendig
herausgearbeitet wurde: Ein kurzer Weg aus einem belastetem Gefühl zurück in
einen Modus innerer Sicherheit. In dem Buch lernen Sie eine interessante und
wirkungsvolle Technik, die Feel-Free-Technik (FFT). Was auch immer die Ursache
Ihrer belastenden Gefühle ist – Schwierigkeiten am Arbeitsplatz, Konflikte mit
dem Partner, den Kindern, den Eltern, den Kollegen usw. – mit FFT können Sie
die eigene Psyche mühelos zurück in ein gutes Gefühl steuern.
Weitere Bücher von mir finden Sie u.a. hier auf meiner
Webseite:
www.reinhardt-kraetzig.de
und auf meiner Autorenwebseite bei Amazon:
www.amazon.de/Reinhardt-Krätzig/e/B00MDGOPSW
Ich wünsche Ihnen ein gutes Gelingen bei dem was Sie sich an Veränderungen für Ihr Leben vorgenommen haben.
Ihr Reinhardt Krätzig