Ich habe den Titel dieses Blogs jetzt erweitert. Er heißt jetzt, „über das Unbewusste und wie man es beeinflussen kann“. Als Psychotherapeut möchte ich Menschen nicht frustrieren und zum Aufgeben nötigen, sondern ihnen dabei helfen aus ihrer Misere zu kommen und positive Veränderungen zu erreichen. Also will ich mal etwas konstruktiver werden.
Wenn man sein eigenes Unbewusstes beeinflussen möchte, ist es ein bisschen wie in einem Krieg mit einem übermächtigen Gegner. Dieser hat einen allgegenwärtigen Überwachungsapparat und ist immer einen Schritt voraus. Wenn man ihn nicht genau studiert und seine Strategien und Schwachstellen nicht kennt, hat man kaum eine Chance. Wie viele Ratgeber haben Sie schon gelesen, ohne dass sich etwas in ihrem Leben verändert hat? Auch wenn die dort dargebotenen Ratschläge wohlüberlegt und in der Praxis anderer Menschen vielleicht auch effektiv waren, gehen sie dennoch an der Realität der meisten Leser vorbei. Jeder Mensch ist einmalig, es gibt keine Kopie. Auch die individuellen Lebenserfahrungen jedes einzelnen sind genauso einmalig. Da das Unbewusste aus diesen Lebenserfahrungen heraus seine Leitlinien entwickelt, ist jedes Unbewusste verschieden. Oder in einem anderen Bild, es ist eine individuell geschriebene Software, die man nur bedienen kann, wenn man sie kennt. Kennt man die Software einer Person, weiß man noch nichts über die von anderen.
Aha, da ist also die erste konkrete Aufgabe: das eigene Unbewusste studieren, herausbekommen was es will und wie es das zu erreichen versucht.
Nehmen wir mal einen Raucher, der vielleicht schon seit längerem versucht, sich sein Laster abzugewöhnen. Wenn er es jetzt noch nicht geschafft hat (mal angenommen er hat es versucht), hat er vermutlich seine eigene unbewusste Programmierung noch nicht verstanden.
Wie erkennt man die eigene unbewusste Programmierung? Durch Beobachtung dessen, was tatsächlich geschieht. Da das Unbewusste die stärkere Instanz ist und vom Hintergrund aus das Geschehen steuert, kann man am Geschehen die Wirkung des Unbewussten ablesen. Je mehr Informationen man abgreift, umso genauer wird das Bild werden. Unser Raucher müsste anfangen sein Rauchverhalten zu beobachten. Er sollte sich selbst solche Fragen stellen wie: Wann greife ich zur Zigarette? Was erlebe/fühle ich bevor ich das Bedürfnis spüre? Was macht das Rauchen mit mir – wie verändert sich mein Erleben und Fühlen?
Bild: Barbara Eckholdt / pixelio.de
In einem konkreten Fall in meiner Praxis konnte eine Raucherin erschließen, dass ihre Zigarette ihr die Erlaubnis gab, sich mal eine kleine Auszeit zu erlauben. Nur wenn sie eine Zigarette in der Hand hatte, ließen ihre drei Kinder sie für einen Moment in Ruhe. Alle hatten gelernt, dass jetzt nichts zu machen ist. „Mama raucht“, war gleichbedeutend mit: „Wir müssen uns jetzt alleine behelfen oder ein paar Minuten warten, bis wir sie weiter nerven dürfen“.
Natürlich hatte sie dies schon immer gewusst, aber sie hatte immer gedacht, dass das irgendwie auch ohne Zigarette geht. Ihrem Unbewussten war aber klar, dass sie über keine andere Möglichkeit verfügt, sich mal eine Auszeit zu verschaffen.
Erst die genaue Betrachtung machte ihr klar, wofür die Zigarette stand und, dass sie kein anderes Mittel hatte, ihren Kindern eine Grenze zu verdeutlichen. Sie hatte es ihnen nie beigebracht. Wir kriegten auch schnell heraus, warum das nie geschehen war. Sie hatte Schuldgefühle, für ihre Kinder nicht genug dazu sein. „Die haben ein Recht auf mich und das kann ich Ihnen nicht absprechen. Ich weiß wie es ist, wenn die eigene Mutter nie zur Verfügung steht.“ Sie selber war mit einer Mutter groß geworden, die viel zu selten präsent war. Und wenn sie da war, war sie immer beschäftigt. Weil sie das ihren Kindern nicht zumuten wollte, hatte sie es sich zum Prinzip gemacht, immer zur Verfügung zu stehen.
Aber weil das kein Mensch energetisch durchsteht hat ihr Unbewusstes mit Hilfe der Zigarette eine Notlösung gefunden, die keinen Konflikt mit den inneren Überzeugungen auslöste.
Nachdem sie das Ganze verstanden hatte, konnte sie zustimmen, dass ihre ansonsten wohl versorgten Kinder auch Grenzen ertragen können. Danach war es kein Problem mit diesen entsprechende Verabredungen zu treffen. Fast gleichzeitig konnte sie auf das Rauchen endgültig verzichten.
Ich bleibe dran…