Ostern – jede Menge Zeit zu streiten…

Na, zu Ostern wieder in die Haare gekriegt?

Statistisch ist es mit den Streitereien ähnlich wie an anderen hohen Feiertagen. Viele Paare geraten aneinander. Warum ist das so?

Weil die Erwartungen nach Harmonie und einem guten Miteinander an den Feiertagen besonders hoch sind. Viele wollen in der kleinen Auszeit etwas von dem bekommen, was im Alltag fehlt oder zu wenig da ist. Leicht zu erklären mit stressigen Arbeitstagen, vollgestopftem Alltag und gehetztem aneinander vorbei sprinten.

Wenn beide Seiten aber so hohe Erwartungen haben, wieso gelingt es dann nicht? Vielleicht weil beide etwas Anderes erwarten? Aber so verschieden kann es doch gar nicht sein, Frieden und Harmonie wollen doch alle? Aber im Detail ist es eben doch verschieden, wenn sie einen Osterspaziergang machen möchte und er unter Frieden und Harmonie versteht, sich ganz friedlich in seiner Werkstatt zurückzuziehen und ganz harmonisch das Motorrad zu reparieren. Aber auch in so einem Fall könnte man sich doch einigen, vielleicht ein Nacheinander installieren? Wieso finden so viele keine Lösung?

Ich würde das Thema nicht an dieser Stelle, in diesem Blog erwähnen, wenn das Problem nicht etwas mit dem Unbewussten zu tun hätte. Denn das, was letztlich zum Streit führt, sind nicht die bewussten (formuliert oder gedacht) Erwartungen, sondern unbewusste Themen. Solche, die beide schon aus ihrer Kindheit mitbringen. Diese Themen haben etwas mit Umständen und Bedingungen zu tun, die in der Kindheit schwierig waren. Wo etwas zu viel, zu wenig oder unstimmig war und deshalb Spuren übrig blieben. Themen haben sich herauskristallisiert, welche das Kind und den daraus werdenden Erwachsenen seither begleiten.

Es ist nicht unbedingt notwendig, dass Sie, werter Leser, jetzt in ihre Geschichte zurückschauen. Natürlich kann es helfen, wenn Sie diese kennen und die sich daraus ergebenden Themen Ihnen schon vertraut sind. Aber dieser Blick zurück ist für eine Klärung nicht notwendig. Denn ein aus der eigenen Kindheit mitgebrachtes Thema – ich nenne es gerne Lebensthema – ist in der Gegenwart präsent. In jedem Streit, in jedem Problem ist es sichtbar. Sie brauchen also nur auf das zu hören was Sie selber sagen oder schreien und was Sie dabei erleben. Oder wenn Sie das Lebensthema Ihres Partners wissen wollen, hören und schauen Sie ihm zu.

Nehmen wir ein Beispiel:

Wenn sie zum Beispiel darüber klagt, dass er sie in ihrem Wunsch nach einem Osterspaziergang nicht ernst nimmt, ist das Thema dahinter – ganz einfach – das ernst genommen werden. Weitere Äußerungen geben noch mehr Klärung. Sagt sie zum Beispiel: „Nie nimmst du mich ernst“, dann berichtet sie von der Not, dass sie in ihrem Bemühen immer wieder scheitert. Hier taucht eine Vergeblichkeit auf, eine Sehnsucht danach, dass es endlich einmal anders ist. Die findet sich auch in: „nimm mich doch endlich mal ernst, nimm nicht immer nur deine Dinge wichtig, sieh mich doch auch einmal…“

Wer sich hier schon wieder erkennt, ist ein Stückchen weiter im Verständnis der eigenen Person. Das Lebensthema ernst genommen zu werden teilen viele Menschen und trotzdem brauchen alle etwas Anderes. Ich sage das, weil man hier sehr genau sein muss. Der erste Schritt – eine Ahnung vom Lebensthema zu bekommen – ist nur ein Teil der Lösung. Hört man hier auf, hat man nichts gewonnen.

Der zweite Schritt besteht darin, eine positive Antwort auf das Lebensthema zu finden.

Hätte ich diese Frau in meiner Praxis, würde ich sie fragen, wie es sich anfühlt, wenn sie ernst genommen wird. Dabei ist es gleich, ob es ihr Mann ist, der das manchmal kann oder jemand anderes. Vielleicht kommen dann Berichte aus ganz anderen Umständen, mit anderen Menschen, aus dem Sport, Begegnungen mit Freunden, in der Freizeit oder der Arbeit. Sie soll sich erinnern, wie es sich anfühlt und damit bekommt das Begriff ernst genommen werden eine weitere Dimension. Jetzt werden die Worte vertieft durch das Erleben und die Gefühle. Viele teilen sich dieselben Worte für ihr Lebensthema. Wird dies aber mit dem Erleben verbunden, entsteht für jeden etwas Einmaliges. Diese einmalige Kombination bezeichne ich gerne als: den Schlüssel zum eigenen Unbewussten. Wenn sich unsere Beispielfrau in dieses Schlüsselerleben hinein begibt, erfährt sie Beruhigung und bekommt innerlich die Freiheit, ihre ehelichen Probleme weniger massiv zu erleben und sie vielleicht anders anzugehen. In der Psychotherapie bewirken ähnliche Prozesse Heilung.

Jetzt könnte man einwenden, dass diese erinnerten Situationen doch mit der Beziehung nichts zu tun haben. Unsere Frau könnte klagen: „Auch wenn ich das mit anderen erlebe, kriege ich es immer noch nicht von meinem Mann“.

An dieser Stelle gibt es einen wichtigen Punkt, der im Zusammenhang mit allen ehelichen Problemen und Streitereien unbedingt beachtet werden muss:

Für die Befriedigung der Erwartungen (Lebensthema), die beide Partner aus ihrer Kindheit mitbringen, ist nicht der Partner zuständig.

Dessen vermeintliches Versagen scheint die Ursache von Enttäuschungen und Stress zu sein, ist es aber nicht. Für die Frau in unserem Beispiel heißt die Aufgabe, zunächst selber zu lernen, das ernst Genommen zu werden in ihr Leben zu holen. Sie ist diejenige, die es noch nicht kann. Zwar schon mit Freunden, aber eben noch nicht mit einem Partner bzw. noch nicht in den Situationen, die ihr selber wichtig sind.

Mal angenommen sie lernt, ernst genommen zu werden, dann wird es faszinierend zu beobachten, wie ihr Partner ganz von alleine andere Seiten zeigt.

Nur die Partner, die es dann immer noch nicht können, muss man sich zur Brust nehmen bzw. darüber nachdenken, sich vielleicht zu verändern.

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Zu kompakt? In meinem Buch Streitpaare steht dies und viel mehr auf als 200 Seiten. www.streitpaare.de Wer sich das Thema ausführlich erlesen möchte, kann sich mein Buch Streitpaare bei seinem Lieblingsbuchhändler bestellen und dann in aller Ruhe herausfinden, wie man die eigene Beziehung befrieden kann.
Im Buch ist alles zu finden, was man für ein friedliches, harmonisches und gemeinsames Fest braucht. Für dieses Ostern ist es vielleicht schon zu spät, aber das nächste Fest kommt bestimmt!

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